GISJA: Adaption für Seniorenarbeit durch Christiane Pröllochs

Nachdem wir die GISJA-Methodik als Ansatz für das Aufdecken von Emotionen auch in Video-Calls vorgestellt hatten, hat uns eine E-Mail von Christiane Pröllochs erreicht. Christiane leitet seit 2010 den Sozialdienst im Altenpflegeheim Kirchweg in Bremen und ist Autorin mehrerer Bücher. Sie befasst sich viel mit den Themen Palliative und Dementia Care und war sowohl als Ausbilderin in der Hospizarbeit sowie in einer Beratungsstelle für ältere Menschen und ihre Angehörigen tätig.

Die Corona-Besuchsverbote: schwer für Bewohner und Angehörige

Die von uns für das professionelle Umfeld entwickelte GISJA-Methode, hat Christiane zu einer Adaption für die Angehörigen von Bewohnern von Altenpflegeheim angeregt. In ihren Augen leiden viele Menschen in Altenpflegenheimen sehr unter dem Besuchsverbot. Um Kontakt mit den Angehörigen zu ermöglichen, wurden Smartphones angeschafft, mit denen sie sich zumindest per Skype oder Zoom sehen und sprechen können.

Dabei gilt es zu beachten: Vielen hochaltrigen Menschen sind solche Formen der Kommunikation völlig fremd. Neben Vorbehalten den Medien gegenüber können die Schwierigkeiten in der Schwerhörigkeit bestehen. Eine etwaige Demenz kann natürlich nochmal einschränken.

Die Gisja-Methode könnte in dem Fall Angehörigen helfen, in den Gesprächen mehr Tiefe, Nähe, Wärme und Herzlichkeit zu vermitteln. In diesen Gesprächen geht es vor allem um den Kontakt an sich, um Dasein, Ermutigung und Trost. Also nicht nur das Wahrnehmen des Gegenübers sondern auch das sich selbst Einbringen.

Christiane Pröllochs

Mit diesen Gedanken hat Christiane die Punkte der GISJA-Methodik für Angehörige von Altenheimbewohnern zu adaptieren. Da wir uns sehr darüber freuen, dass diese Idee aufgenommen und weiterentwickelt wurde, freut es uns, dass Christiane eine Veröffentlichung zugestimmt hat.

Christianes Adaption der GISJA-Methode für Angehörige von Heimbewohnern

G – Grundhaltung und Grundlegendes

  • Technik handhabbar machen, Gerät so halten oder platzieren, dass es nicht zu schwer wird und das Bild erkennbar ist
  • Lautstärke richtig einstellen
  • Zeit lassen für den Umgang mit dem neuen Medium. Vorbehalte akzeptieren und trotzdem ins Gespräch einsteigen

I – Intro: Offenheit ermöglichen – eine Sprache der Zärtlichkeit entwickeln

  • “Das ist ganz ungewohnt, dass wir so miteinander sprechen, ich wäre jetzt auch gern bei dir.”
  • “Auch wenn wir uns jetzt nur sehen – fühl dich ganz doll umarmt!”
  • “Es ist schön, dass wir uns auf diese Weise sehen können, während wir miteinander sprechen.”

S – Sammeln: Signale hören – darauf eingehen

  • “Erzähl mir von dir/ was bewegt dich/ wie verbringst du die Zeit?”
  • “Wie waren deine Begegnungen in den letzten Tagen?”
  • Ausreden lassen, positive Äußerungen verstärken, wo möglich gemeinsam lachen.

J – Jagen: direkt und gezielt nach Emotionen fragen – und sie äußern

  • “Wie geht es dir, wenn du mir das erzählst?”
  • “Es ist schön für mich, dass du mir von dir erzählst. Ich spüre dich dann.”
  • “Gibt es etwas, was dir jetzt gut tun würde?”

A – Aussprechen: (vermutete und eigene) Emotionen benennen

  • “Du siehst ein bisschen müde/traurig aus. Ist das so? Magst du mir davon erzählen?”
  • “Du wirkst heute ruhig und gelassen. Fühlst du dich gerade so?”
  • “Das gibt mir ein ganz warmes Gefühl ums Herz, wenn wir so miteinander sprechen.”

Vielen Dank für diese Anregung

Wir freuen uns über diese Weiterenetwicklung der GISJA-Idee. Wir hoffen, dass die Version von Christiane Pröllochs Betroffenen eine Anregung und Hilfe sein kann. Wer noch etwas ergänzen möchte, darf gerne kommentieren oder sich direkt bei uns melden.

Wenn auch Du weitere Anregungen oder Adaptionen hast, dann freuen wir uns über Deine Nachricht.

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